Predigt am 19.2.2023

Predigt von Gabi Huber am 19.2.2023 zu den Lesungen 1. Koritherbrief 3,16 -23, Evangelium nach Matthäus 5,38 – 48

Liebe Gemeinde !

„Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt ?“
Das ist ein großer und gewaltiger Satz, den Paulus hier an die Gemeinde in Korinth schreibt. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid ?
Dieses Wort richtet Paulus an die Gemeinde, also auch an uns, die wir zur Gemeinschaft der Christen gehören.
Ich war betroffen und habe mich von diesem Satz der Lesung berühren lassen.

Ein Tempel Gottes sein ? Was ist und heißt das überhaupt ?

Der Tempel Gottes, das ist der Ort, wo Gottes Geist wohnt.  Das ist das Heiligtum in dem der Mensch seinem Gott begegnet und ihn verehrt. Das ist der Ort, die Zeit, in der sich Gott und Mensch berühren. Und dieser Tempel gehört Gott.
Wenn ich Gottes Tempel bin, dann wohnt Gottes Geist in mir, dann bin ich ein Heiligtum, das Gott gehört.
Und wenn ich das so betrachte, da wird mir doch ein wenig bange zumute. Kann ich das, will ich das überhaupt ? Welch ein Anspruch – das pack ich doch nie !

Aber zugleich – welch eine Zusage ! Gott selbst wohnt in mir, ich bin ein Heiligtum Gottes! Das kann ich vielleicht glauben, erhoffen – aber Paulus erwartet noch mehr: Wisst ihr nicht ?
Wenn ich es wirklich wüsste, nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen, dann könnte ich wirklich anders  dastehen und leben und sein. Wenn ich ein Tempel Gottes bin, dann darf all das in mir leben, was Gottes ist: Liebe und Größe und Freiheit und Lebendigkeit und Hoffnung und… dann weiß ich um meinen Wert, dann bin ich mir selbst kostbar.

Es ist ein großes Geschenk, das Gott uns da zusagt. Er selbst erklärt uns Menschen zum Heiligtum, er will in uns wohnen. Wir sind wertvoll und kostbar für ihn. Er schenkt sich uns – und er traut uns zu, dass wir damit gut umgehen.
Unser Leben soll widerspiegeln, dass wir sein Tempel sind. Unser Leben soll Gottes Geist atmen, den Geist der Liebe, der Weisheit, der Kraft, des Mutes, der Hoffnung. Und davon können wir durchaus Zeugnis geben in unserem ganz normalen Alltag, zwischen Computer und Supermarkt, zwischen Wäschewaschen und Aufräumen, im Sprechen und im Schweigen, im Handeln und im Lassen.

Diesen Vorschuss an Vertrauen kann ich durchaus auch missbrauchen, wenn ich nicht mehr Gott in mir wohnen lasse, sondern Geld und Gewinn, Besitz und Macht, Angst und Misstrauen, wenn ich nur noch darauf schaue wie ich auf meine Kosten komme.
Ich entweihe den Tempel, wenn ich nicht achtsam mit mir umgehe, mich selbst nicht gern habe und mir mehr abverlange als ich geben kann.

Wenn jeder Mensch ein Tempel Gottes ist, dann ist die Nächstenliebe die logische Konsequenz.
Wir sollen uns selber wertschätzen, gut zu uns selber sein und genauso auch mit unserem Nächsten umgehen.
Nur wenn ich mich schätze, kann ich auch ein Schatz für andere sein.

Frei nach Texten von Andrea Schwarz