Predigt zu „hl. drei Könige“ (6.1.2025)

Predigt von P. Dominik im 10 Uhr Gottesdienst

Der Bericht des Evangeliums über die drei Könige ist der so genannte Midrasch. Dabei handelt es sich um eine jüdische Literaturgattung, in der die tiefste Wahrheit über eine Person oder ein Phänomen durch bestimmte Bilder vermittelt wird.

Es ist erwähnenswert, dass im Altertum nicht nur Juden diese literarische Technik verwendeten. In der altindischen Geschichte des Buddha beispielsweise lesen wir, dass er unmittelbar nach seiner Geburt aus dem Leib seiner Mutter aufstand und in die Welt hinausging, um seine Weisheit zu lehren. Das bedeutet aber nicht, dass seine Anhänger dieses Bild wörtlich nahmen. Sie waren vielmehr davon überzeugt, dass der Buddha ein großer Mensch war, und dieses Kindheitsbild war ein aussagekräftiges Symbol für diese Tatsache.

In ähnlicher Weise gibt es zahlreiche Berichte über die unglaublichen Ereignisse, die sich angeblich am Tag der Geburt Alexanders des Großen ereignet haben sollen. Sie wurden im Nachhinein erfunden und niedergeschrieben, um die Biografie des bedeutenden Herrschers symbolisch zu ergänzen. 

Wer waren die drei Könige? Sie waren wahrscheinlich Vertreter der priesterlichen und intellektuellen Elite Persiens. Wurden sie von einem Stern zur Krippe geführt? Das wissen wir (rein historiographisch) nicht, also können wir es auch nicht beurteilen. Aber wir wollen uns die Bedeutung dieses Ereignisses ansehen. Nun, Vertreter der Elite eines Landes, das zu jener Zeit in den Bereichen Medizin, Astronomie, Literatur und Technologie weltweit führend war, huldigen einem kleinen Kind in einer jüdischen Stadt, das der Welt unbekannt war.

Sie, die auf die Macht ihres Staates und seine Errungenschaften zu Recht stolz waren, verneigten sich vor dem Neugeborenen. Herodes hingegen, der zwar auch neugierig war, wer Jesus war, zeigte genau die gegenteilige Einstellung. Seine selbstgefällige Haltung bestand darin, dass er den zweiten Tempel in Jerusalem wiederhergestellt und erweitert hatte.
Er konzentrierte sich auf seine eigene vermeintliche Größe und Frömmigkeit und erkannte Jesus nicht als Gott und Retter. Er hat ihm auf symbolischer Eben drei Gaben, mit denen die Weisen gekommen waren, schlechthin verweigert.

Diese wiederum brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold bedeutete, dass sie das Christkind als König anerkannten, nicht nur der ganzen Welt, sondern auch ganz konkret ihres eigenen Lebens. Die Myrrhe hingegen steht wegen ihres stechenden Geruchs und ihrer balsamischen Eigenschaften im Zusammenhang mit Jesus für sein zukünftiges Begräbnis, während sie im Kontext des Lebens der Weisen wie auch unserer Biographie die Bereitschaft bedeutet, sich für Gott aufzuopfern. Sie steht also für ein konkretes, beharrliches und nicht einfaches Ringen um unser eigenes ewiges Heil. Schließlich ist Weihrauch in erster Linie ein Symbol für das Gebet, das wie Rauch zu Gott aufsteigt. Ein wahrer Weiser ist ein Mann des beharrlichen Gebets. Er weiß, dass er, wenn er sich nicht in den Raum der Gegenwart Gottes begibt (dies könnte die Definition des Gebets sein), auf Dauer hilflos und wehrlos gegenüber dem Bösen in und um ihn herum ist. Außerdem riecht Weihrauch schön. Er ist ein Hinweis darauf, dass der Glaube als die Suche nach der Wahrheit und das Streben nach dem Guten auch erfordert, dass wir die Schönheit lieben, sei es in der Kunst oder in der Natur oder letztlich in uns selbst und in anderen.

Interessant ist auch, dass im Mittelalter, als die Hygiene unter den einfachen Leuten oft auf einem niedrigen Niveau lag, in massenweise besuchten Kirchen Weihrauch verwendet wurde, um den unangenehmen Geruch zu vertreiben. Schließlich wurde Weihrauch in vorchristlichen Religionen als Symbol zur Abwehr böser Geister verwendet. Die Weisen erinnern uns daran, dass der Weg zum Himmel unter anderem durch einen sehr realen Kampf gegen die realen Kräfte des persönlichen Bösen führt.

Und nun der letzte Aspekt des heutigen Festes. Die drei Weisen werden auch als Vertreter anderer Religionen gesehen, die schließlich nach langem Suchen das Heil in Jesus Christus finden. Aber was ist mit denen, die bis zum Ende ihres Lebens zum Glauben an ihn nicht finden? Nun, es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Jesus, obwohl er zu einer bestimmten Zeit ein konkreter Mensch wurde und konkret auf den Altären der Welt erscheint, immer noch Herr des Kosmos bleibt und sich allen Menschen in allen Kulturen und Religionen auf eine nur ihm bekannte mystische Weise mitzuteilen vermag…

Guten Rusch ins Neujahr und ins Herz Jesu, wo die wahre Liebe auf uns wartet…