110 Jugendliche in drei Feiern – ein Wagnis, das aufgegangen ist
„Ich wünschte, Kirche wäre bereits zu meiner Zeit so liebevoll, offen und interessant
gewesen!“ – Solche Rückmeldungen von Eltern zeigen: Die heurigen Firmungen in Gersthof
haben Spuren hinterlassen. Nicht nur bei den Jugendlichen, sondern in der ganzen Gemeinde.
Als die Lichter einzogen
Ein besonderer Anblick: die jungen Menschen zogen mit Lichtern in die Kirche ein und stellten
diese rund um den Altar auf. Das Motto „Feuer fangen. Licht bringen“ war von der ersten
Minute an greifbar – diese Jugendlichen kommen nicht mit leeren Händen, sondern bringen
ihre Talente, Träume und Gaben mit. Die Symbolik des Lichts zog sich durch die gesamte
Feier: Von der Osterkerze wurden die Taufkerzen entzündet, das Licht wanderte von Hand zu
Hand – bis ein großes Feuer entstand. Ein Zeichen dafür, dass gemeinsam mehr möglich ist
als allein.
Eigene Worte, eigene Feier
„Es waren IHRE Worte, IHRE Deko, IHRE Feier“, beschreibt eine Mutter das Besondere dieser
Firmung. „Die Kinder haben sich wirklich damit identifiziert.“ Tatsächlich sprachen die
Jugendlichen selbst über ihre Zweifel und Hoffnungen, trugen ihre Fürbitten vor und erklärten,
warum sie sich für ihre Kollekte entschieden hatten.
Samuel und die Stimme Gottes
Die Lesung aus dem ersten Buch Samuel wurde von einer Jugendlichen lebendig erzählt:
Samuel, so jung wie die Firmlinge, hört mitten in der Nacht Gottes Stimme. Samuel war
bereit: „Herr, hier bin ich!“ – und genau das sagten auch die Firmlinge an diesem Tag. Und
das taten sie: Mit brennenden Kerzen bekannten sie ihren Glauben – nicht mit auswendig
gelernten Formeln, sondern mit persönlichen Fragen wie „Glaubt ihr, dass ihr Gutes in der
Welt bewirken könnt?“ Die Antwort kam jedes Mal klar: „Ja, das glaube ich!“
Firmspender mit Herz
Siegi Kettner, Provinzial der Salesianer Don Bosco, firmte bereits zum dritten Mal in Gersthof.
Er war als Firmspender am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag da. Altprälat Gerhard
Rechberger aus dem Stift Vorau übernahm spontan die Samstag-Vormittags-Feier, als
kurzfristig in der Erzdiözese niemand verfügbar war. Die Verbundenheit zwischen den
Salesianern und der Pfarre Gersthof zeigt sich in der gemeinsamen Begeisterung für die
Jugendarbeit. Aber auch die unkomplizierte Hilfsbereitschaft von Altprälat Rechberger machte deutlich: Wenn junge Menschen Ja zu Gott sagen wollen, finden sich die richtigen Menschen. Beide Firmspender griffen in ihren Predigten das Thema Licht auf und ermutigten die Jugendlichen, ihren eigenen Weg authentisch und mutig zu gehen.
Überraschte Gäste
„All unsere Gäste, allesamt Christen, die nur noch selten in der Kirche zu finden sind, waren angenehm überrascht und angetan“, berichtet eine Familie. Ein anderer Vater schreibt: „Sogar der ‚kirchengehfaule‘ Bruder fand die Jugendmesse so cool, dass er gefragt hat, wann wieder eine ist“. Die Rückmeldungen zeigen: Hier ist etwas gelungen, was nicht alltäglich ist. Kirche wurde erlebt als „offen und menschlich“, als Ort, „wo Platz für Fragen und Zweifel ist“. Eine Mutter fasst zusammen: „Das war die schönste Firmung meines Lebens – und ich bin 62.“
Gemeinschaft trägt
Was bleibt von so einem Tag? „Mein Kind möchte nächstes Jahr Gruppenleiter werden“, erzählt eine Mutter. „Es ist von der ganzen Firmzeit sehr begeistert und fühlt sich gesehen“. Die 30 jugendlichen Firmleiter:innen, die über sechs Monate hinweg Kleingruppen begleitet haben, waren für viele Jugendliche ein Grund, dranzubleiben – und für manche sogar ein Vorbild. „Trotz der großen Anzahl an Firmlingen wurde jedem Kind Zeit gegeben“, fasst eine Familie dankbar zusammen. „Das ist ein sehr schönes Zeichen in einer Zeit wie dieser“. Das Feuer brennt weiter – in den Gefirmten, in ihren Familien und bei allen, die dabei waren. So soll es sein, wenn junge Menschen „Ja“ zu Gott sagen: Dass es ausstrahlt – weit über den Tag hinaus.
Die nächste Firmung in Gersthof findet im Juni 2026 statt. Interessierte Jugendliche können sich ab Herbst anmelden.
„Licht sein für andere“ – unsere Firmkollekte für A-Way
„Stell dir vor, du hast keinen Ort, an dem du heute Nacht schlafen kannst.“ Mit diesen eindrücklichen Worten erklärten Firmkandidat*innen bei der Firmung, warum sie sich für das Projekt A-Way entschieden haben – eine Notunterkunft der Caritas für junge Menschen ohne Obdach. A-Way in der Wiener Neumayrgasse bietet 18 Schlafplätze für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren. Neben einem sicheren Schlafplatz gibt es warmes Essen, einfühlsame Gespräche und konkrete Hilfe durch erfahrene Sozialarbeiter:innen – oft der erste Schritt zurück ins Leben. Die Kollekte passte perfekt zum Firmmotto „Licht bringen“: Jugendliche helfen Jugendlichen in Not. Bei den drei Firmfeiern kamen über 7.000 Euro zusammen – ein starkes Zeichen gelebter Solidarität und christlicher Nächstenliebe. Ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgemacht und großzügig gespendet haben. Am vergangenen Donnerstag besuchte eine kleine Gruppe von Firmkandidat:innen gemeinsam mit mir die Einrichtung. Bei einer Führung durch das Haus wurde nicht nur symbolisch ein Scheck überreicht, sondern auch persönliche Kontakte geknüpft. Für September ist ein weiterer Besuch mit einer größeren Gruppe geplant.
Mein persönlicher Blick:
Meine Zeit im Don Bosco Haus vor Jahren schon, in der ich mit obdachlosen Jugendlichen gelebt und gearbeitet habe, hat mir gezeigt, wie sehr junge Menschen davon profitieren, wenn sie liebevoll begleitet werden. Deshalb freue ich mich besonders, dass wir mit der Firmkollekte A-Way unterstützen konnten – und unsere Jugendlichen erleben durften, wie bereichernd es ist, anderen zu helfen.
Pastoralassistent Arthur und alle Begleiter:innen