Das ist der Text der Predigt von Pfarrer Norbert zum Allerheiligen Fest 2018.
I.
Der hochfestliche, jahrhunderte alte Feiertag strahlt für mich heuer nicht in Glorie, sondern im Zwielicht.
Denn nicht himmlische Glorie überstrahlt irdische Niederungen, sondern menschliche, weltliche Verfehlungen verhüllen befreiende Aussichten!
Wie heißt nach dieser Einleitung das heutige Match?
Selbstzerstörung gegen Selbstsakralisierung
II.
Kaum vergeht ein Tag, eine Woche, ein Monat ohne Pressemeldungen über Missbrauchsfälle in der röm. kath. Kirche. Vielen Personen geweihten Männern aller Weihestufen, ebenso „ehrwürdigen“ Frauen – ohne Unschuldsvermutung – in vielen Städten, Ländern und Kontinenten werden Missbrauchstaten, aktuell oder verjährt, vorgeworfen und meist auch nachgewiesen:
„Selbstzerstörung“ ein Phänomen unserer Zeit!
Erinnern wir uns an die aufsehenerregenden Mitteilungen nach Versteigerung des Kunstwerkes des Schablonenscraffiti Künstlers Bansky: „Girl with balloon“. Nach Ersteigerung war das Bild nun benannt „Love is in the been“ benannt, geschreddert mehr wert als beim Kauf von € 1,2 Millionen:
Selbstzerstörung war sogar Wertsteigerung.
III.
„Bei euch aber soll es nicht so sein“ (Mk 10,43). Dieses Evangelienwort sitzt mir tief im Herz und im Sinn. Aber bei euch, in „unserer Kirche“ ist Selbstzerstörung zugleich Selbstminderung. Die röm. Kath. Kirche verliert an Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft und Sympathien in den eigenen Reihen ebenso wie in der Öffentlichkeit. Wie dagegen zielsicher vorgehen? Ist als Frage aktuell.
IV.
Eingeständnisse sind gesprochen, Bitten um Vergebung ausgesagt, Vorhaben und Absichten zur Verbesserung angedacht. Aber reich all das?
Sind das nicht bewegungslose Worte?
Unser PGR-Klausur-Begleiter, em. Univ. Prof. Dr. Paul M. Zulehner, spricht aus eigener Überzeugung nicht mehr von Kirche. Ihm begeistert der Begriff: Jesusbewegung.
V.
Wenn wir Getaufte – hier und anderswo, in Stadt und Land – die Jesus-Bewegung sein dürfen, sollen und wollen, dann braucht es – und dazu lade ich heute besonders ein:
Zuerst eine tägliche Selbstbesinnung und Selbstprüfung. Der Prüfstand ist das Wort Gottes, das Evangelium.
Dann eine ungeschönte Selbstkritik. Der Raster dafür ist das Wort der Bergpredigt. Und schließlich eine erfreuliche Selbstbefreiung nach den Kriterien, die Papst Franziskus in allen Äußerungen, mündlich wie schriftlich veröffentlicht.
Der richtige „Umgang aller Getauften Selbst“ wird den weiteren Weg „zur heiligen röm. kath. Kirche“ freigeben.
VI.
Kritisch, nicht abwertend, frag ich an: ist der derzeitige vatikanische Weg der Selbstsakralisierung zielführend?
Heiliger Papst Johannes XXIII. – bitte für uns.
Heiliger Papst Paul VI. – bitte für uns.
Heiliger Papst Johannes Paul II. – bitte für uns.
Papst Pius XII. – seine Heiligkeit ist umstritten, daher nicht anzuerkennen.
Papst Benedikt XVI – seine Heiligkeit zu erklären ist zu Lebzeiten nicht möglich.
Papst Franziskus, derzeitiger Bischof von Rom erscheint vielen wie ein Heiliger.
Heiliger Petrus, erster Bischof von Rom – bitte für uns.