Die Kernprobleme der öffentlichen Sicherheit – Armut, Bildung und Ungleichbehandlung – müssen von allen gesellschaftlichen Kräften gemeinsam gelöst werden um so auch ein breites Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung herzustellen. Das hat Dr. Gerhard Pürstl, Landespolizeipräsident von Wien, in seiner Ansprache im Jahresschlussgottesdienst 2015 am 31.12. in der Pfarrkirche unterstrichen. Er wies darauf hin, dass Daten zum objektiven Stand der Sicherheit und das subjektive Empfinden von Wienerinnen und Wiener auch einander widersprechen. So sei etwa die Zahl der Kriminalfälle in Wien seit 2004 von damals 260.000 auf heute 200.000 zurückgegangen, andererseits haben die Klagen über abnehmende Sicherheit zugenommen. Auch die Befürchtung, dass die im vergangenen Sommer einsetzende Flüchtlingswelle zu einem deutlichen Ansteigen der Kriminalität führen würde, kann nicht in den Daten der Polizei nachvollzogen werden.
Diese Daten dürften allerdings nicht die Probleme des Flüchtlingsstroms nach Europa und Österreich überdecken, betonte Pürstl. Viele konkrete menschliche Probleme seien in den letzten Monaten von Organisationen wie der Caritas, dem Roten Kreuz, dem Arbeitssamariterbund und vielen weiteren angegangen und soweit wie möglich gelöst worden. Es gehe nun aber darum diesen Menschen in Österreich eine neue Heimat zu bieten und dazu müsse sichergestellt werden, dass sie nicht unter die Armutsgrenze fallen, dass sie ein für Österreich notwendiges Bildungsniveau erreichen und dass sie gleich wie andere Einwohner dieses Landes behandelt werden. „Das aber ist ein gesamtstaatliches Problem und nicht eines, das allein von diesen Hilfsorganisationen gelöst werden kann“ stellte Pürstl mit Nachdruck fest. Darüber hinaus sei die Politik von Österreich und von Europa dringend dazu aufgerufen, gegenüber den Wurzeln dieses Flüchtlingsstroms zu handeln, es gehe darum, Lösungen für die politische Situation in den Ländern des Nahen Ostens in Angriff zu nehmen und nicht vorzüglich National- oder Lokalpolitik zu betreiben, sagte Pürstl.
Polizeidirektor Pürstl war von Pfarrer Norbert zu dieser Ansprache eingeladen worden, sie stellte sich in eine Reihe von Ansprachen, die sich mit drängenden Problemen ablaufenden Jahres auseinandersetzen. Dr. Pürstl wohnt auch in Gersthof.
Hier können Sie seine ganze Ansprache von 25 Minuten hören.