Gedanken von P. Arkadiusz zu seinem Pfarrer-Sein in Gersthof (6.9.2020)

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Diese Gedanken richtete P. Arkadiusz Zakreta CM am Ende des Gottesdienstes zu seiner Amtseinführung als Pfarrer von Gersthof-St. Leopold durch Kardinal Christoph Schönborn an alle Mitfeiernden.

Hochwürdiger Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst,
Schwestern und Brüder,

Ich/wir sind nicht die Ersten und werden nicht die Letzten sein. Diese Pfarre in ihrer Struktur und als lebendige Gemeinschaft hat eine eigene Geschichte und eine nur Gott bekannte Zukunft. Das Wirken der Pfarrer und der Seelsorger ist untrennbar mit dieser Pfarrfamilie verbunden. Die Persönlichkeit eines Pfarrers, seiner Mitarbeiter und der vielen engagierten Gläubigen einer Zeit prägen eine besondere und einzigartige Identität, die dieser Zeit entspricht. Unabhängig von der Zeit oder den Zeiten, die sich ändern, wünschen wir eine Kontinuität, die den festen Grund in unserem Glauben an Gott hat.

Ich/wir sind nicht die Ersten und werden nicht die Letzten sein. Es waren vor uns Seelsorger und Gläubige und es werden nach uns andere sein. Diese Gedanken lehren uns demütig zu sein. Die Zeit vergeht schnell und mit der Zeit ändern sich die Welt und die Kirche, weil die Menschen, die Gläubigen sich ändern. Jede Zeit stellt besondere Herausforderungen an sie, gebärt in ihren Herzen Ängste und gibt erwartete Hoffnungen.

Einerseits ist es für die Gläubigen leichter zu leben mit der modernen Technik und den vielen Möglichkeiten, die der Fortschritt mitbringt. Andererseits ist es für sie schwieriger: Uns droht die Gefahr der scheinbaren Selbstgenügsamkeit und des Wohlstandes, die eine richtige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens schwieriger machen. Als Seelsorger teilen wir alle menschlichen Ängste und Hoffnungen, möchten die Menschen jeder Zeit begleiten, sie mit Geduld und Liebe anhören, mit brüderlichem Verständnis ihren Glauben stärken und sie zu Christus führen.

Was mich persönlich als neuen Pfarrer betrifft: Da ist in mir immer die positive Einstellung zu den Menschen, denen ich begegne und zu den verschiedenen Situationen, in denen ich mich befinde. Die Quelle dieser Einstellung ist mein Glaube und mein Vertrauen an Gott und die tiefe Überzeugung, dass alle Menschen gleich und gut sind, unabhängig vom Geschlecht, Alter, von  Religion, Weltanschauung, anderer Meinung…, Herkunft.

A propos Herkunft. Dass ich ein polnischer Priester bin, ruft verschiedene Gedanken und Gefühle hervor, oft persönliche, begründete oder unbegründete Vorurteile. Dazu ein kurzes Erlebnis. Eines Tages bin ich in der Czartoryskistraße Richtung Schafberg gelaufen. Auf einmal höre ich: Helfen Sie mir bitte. Könnten Sie mir helfen? Auf der anderen Seite der Straße sehe ich einen Mann mit Krücken, der einen Container voller Zweige zur Bio -Tonne ziehen will, es aber nicht schafft. Ich habe ihm geholfen, dann sind wir gemeinsam zu seinem Sommerhaus gegangen, damit ich ihn weiter unterstütze.

Dort habe ich seine Frau kennengelernt, die auch mit Krücken geht. Ich habe mich vorgestellt. Weil ich weiß, dass man von polnischen Priestern oder überhaupt von Priestern nicht immer eine gute Meinung hat, habe ich sofort gesagt, wer bin ich. Im Gespräch hat die Frau gesagt: Wir haben gedacht, dass uns unser lieber Gott einen Engel gesendet hat und er hat uns einen Pfarrer geschickt!

Sie hat etwas Wichtiges zu uns allen, Priester, Pfarrer, Seelsorger gesagt, und zwar: Wir sollten wie die Engel sein. Die haben keine Nationalität.

Sehr geehrter Herr Kardinal, lieber Christoph, mit dem Wissen, was ich gehört und erfahren habe, möchte ich in deiner Gegenwart meinem Vorgänger, dem Altpfarrer  Norbert Rodt meine/unsere Dankbarkeit ausdrücken. Er war der sechste Pfarrer in der Geschichte dieser Pfarre und am längsten von allen tätig – ich vermute, auch in Zukunft – wird wohl kein Pfarrer länger hier sein. Und die Qualität deines priesterlichen Dienstes war eine besondere: DANKE!

Lieber Norbert, liebe Gemeinde Gersthof und alle Gäste, ganz überzeugt davon, was ich gesagt und erfahren habe, möchte ich unserem Kardinal Christoph Schönborn meine/unsere Dankbarkeit aussprechen. Deine Anwesenheit, lieber Christoph, ist ein deutliches Zeichen deines Muts und deiner Sorge für die Zukunft dieser Pfarre, ein Zeichen der Wertschätzung für Norbert und diese Gemeinde. DANKE SEHR!

Ich möchte allen für alles danken. Dem Zeremoniär Wolfgang Moser danke ich für die kompetente Hilfe und konstruktive Mitarbeit bei der Vorbereitung dieses Festes, ich bedanke mich beim Stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates und bei allen MitarbeiterInnen, bei den MinistrantInnen, LektorInnen, KantorInnen, bei der Singgruppe, bei der Polizei von der Schulgasse und allen Anwesenden. Besonders danke ich allen, die die Agape vorbereitet haben.

Zum Schluss möchte ich sagen: Der Engel bin ich sicherlich nicht, aber ich werde probieren es zu werden.